#GLORE50 Monthly –  AUGEN ZU UND DURCH

DIE #GLORE50 PERFORMANCE

Aktuell braucht es ausgeprägtes Durchhaltevermögen, um die weltweite Krise an den Börsen auszuhalten, denn seit Wochen sinken die meisten Kurse. Die steigende Inflation beeinflusst die Kurse negativ, genauso die Angst vor steigenden Zinsen. Der stärkste Faktor ist aber sicher die Krise in der Ukraine. Während es bis vor wenigen Tagen noch ein „Was wäre wenn“-Szenario war, so trat mit der russischen Invasion in der Ukraine am 24. Februar der Worst Case ein – ein Angriffskrieg mitten in Europa. 

Unter dem Einfluss der negativen Gesamtstimmung gaben auch die meisten der in den GLORE50 enthaltenen E-Commerce-Aktien weiter nach. Und so ging der Kurs unseres Fonds von 189,27 Punkten Ende Januar auf 170,41 Punkte Ende Februar zurück (-10%).

Wie Tarek Müller, CEO der in den GLORE50 enthaltenen Modeplattform About You, jüngst in einem Podcast des „manager magazins“ sagte, ist es für Online Retailer aktuell extrem schwer, sich gegen die vorherrschenden Makro-Trends zu stemmen. So habe About You wiederholt bessere Quartalszahlen vorgelegt als prognostiziert, die stärksten Kursausschläge habe es aber in den letzten Monaten immer an Tagen ohne eigene Unternehmensnews gegeben, sagt Tarek Müller in dem Podcast.

Und so sind nicht nur die Anteile an About You, sondern auch die Aktien der meisten anderen börsennotierten Online Retailer durch den Crash mittlerweile so günstig bewertet wie seit Jahren nicht mehr. Eine gute Gelegenheit also, um einzusteigen oder nachzukaufen.

Einmal mehr zeigt sich zugleich, dass die kurzfristige Kursentwicklung ein verzerrtes Bild wiedergibt. Denn die meisten in den GLORE50 enthaltenen Unternehmen stehen heute so gut da wie nie zuvor. Und so sind die GLORE50 auf längere Sicht noch immer im Plus: Betrachtet man die letzten drei Jahre, gab’s ein Plus von 37 Prozent. Innerhalb der letzten fünf Jahre betrug der Zugewinn 57 Prozent, und seit Fonds-Auflegung stieg der Wert der Anteile um 70 Prozent.

Die gesamte Entwicklung zeigt dieses Chart:

 

GLOBAL ONLINE RETAIL – EUR ACC WKN A14N9A | ISIN: DE000A14N9A9

gewinner und Verlierer im FEBRUAR

Trotz des erneuten Rücksetzers im Februar gab es diesmal – anders als noch im Januar – einige deutliche Kursgewinner: 

  • Coupang (+32%)
  • Jumia (+16%) 
  • Revolve (+8%)
  • MercadoLibre (+7%)
  • Amazon (+6%) 

Die Schlusslichter waren hingegen:

  • Desenio (-39%)
  • Paypal (-32%)
  • Global Fashion Group (-30%)
  • Delivery Hero (-30%)
  • Pierce Group (-30%)

Seit Jahresanfang 2022 läuft es bisher für JD (+3%) am besten, im laufenden Fonds-Jahr (seit 1.10.2021) für Boozt (+6%). Abgesehen von diesen beiden Aktien ist zur Zeit allerdings kein anderer GLORE50-Titel im Plus.

 

AUSSTEIGER AUS DEN GLORE50

Wir haben uns entschieden, Vipshop komplett aus den GLORE50 herauszunehmen, nachdem wir die Gewichtung schon in den letzten Monaten stark reduziert hatten. Denn Vipshop, das von Beginn an in den GLORE50 vertreten war, hat seine wachstumsstärksten Zeiten hinter sich. Außerdem reduziert sich so die Abhängigkeit unseres Fonds vom chinesischen Markt weiter.

Weiterhin haben wir Home24 aus den GLORE50 herausgenommen. Der Strategiewechsel vom Dezember, sich den Filialisten Butlers ans Bein zu binden und auf Multichannel zu setzen, passt nicht zur strategischen Ausrichtung der GLORE50. Wir fokussieren uns lieber auf die Pure Player im E-Commerce.

Somit sind in den GLORE50 aktuell 54 Unternehmen enthalten, die Sie hier im Überblick finden.

 

NEWS Von unternehmen aus den glore50

  • Ein Jahr nach dem Corona-Peak herrscht bei vielen Online-Händlern große Verunsicherung, was die aktuelle Umsatzentwicklung angeht. Viele liegen unter den Erwartungen und zum Teil auch unter Vorjahr. Was allerdings nicht ungewöhnlich ist, wie die jüngsten Amazon-Zahlen zeigen: Denn nach einem minimalen Plus von 3% in Q3 konnte sich Amazon im vierten Quartal noch gerade so über Vorjahr halten. Und der Ausblick für das erste Quartal ist schwächer denn je. Für Deutschland weist Amazon fürs Gesamtjahr 2021 Umsätze von 37,3 Mrd. Dollar (31,6 Mrd. Euro) aus. Das sind rund 5,7 Mrd. Euro oder 22% mehr als im Vorjahr. Umsatztreiber dürften neben den Cloud Services (AWS) vor allem die Werbe-Erlöse gewesen sein. Wer noch tiefer ins Thema einsteigen will: Jochen Krisch und Marcel Weiß schauen sich in den Exchanges #295 die Amazon-Zahlen nach Corona an und fragen sich, wie es weitergeht – für Amazon und für die Branche.
  • Nur drei Jahre nach der 5-Milliarden-Marke hat Zalando 2021 erstmals die Umsatzmarke von 10 Mrd. Euro geknackt und peilt für dieses Jahr 12 Mrd. Euro an. Das Bruttohandelsvolumen (GMV), welches die Summe aller Transaktionen inklusive Dritthändlern umfasst, wuchs auf 14,3 Mrd. Euro und soll dieses Jahr 17 Mrd. Euro erreichen. Für 2025 hat sich Zalando ein GMV von 30 Mrd. Euro vorgenommen und sieht sich dafür auf einem gutem Weg.
  • HelloFresh ist wie berichtet unser Unternehmen des Jahres 2021. Und das aus gutem Grund: Während die Konkurrenz gerade samt und sonders schwächelt, hat HelloFresh auch das zweite Corona-Jahr gerockt wie niemand sonst ist beim Umsatz um 61% auf knapp 6 Mrd. Euro gewachsen. Für 2022 peilt es jetzt 7,4 Mrd. Euro an. Inzwischen sieht sich HelloFresh nicht nur bei Mealkits, sondern auch bei Fertiggerichten weit vorn.
  • Alibaba meldet für das abgelaufene Quartal das schwächste Wachstum seit dem Börsengang im Jahr 2014. Der Umsatz wuchs zwar um zehn Prozent auf 34,3 Mrd Euro, der Gewinn brach aber von 11,2 Mrd im Vorjahreszeitraum auf knapp 2,9 Mrd Euro ein. Der chinesische Tech Riese führt die für seine Verhältnisse durchwachsenen Zahlen auf schwächelnde Nachfrage und schärferen Wettbewerb zurück. Bei seinem Verkaufsevent Singles Day erzielte Alibaba ein deutlich geringeres Wachstum als in den Vorjahren.
  • Etsy ist beim Umsatz von 5 Mrd. Dollar (2019) auf 10,3 Mrd. Dollar (2020) auf 13,5 Mrd. Dollar (+30%) in komplett neue Dimensionen vorgestoßen. Den 147 Millionen aktiven Kund:innen des früheren Marktplatz-Champions eBay kann Etsy jetzt bereits 96,3 Millionen entgegensetzen, davon 90 Millionen auf dem Hauptmarktplatz und den Rest bei den Zukäufen Reverb (siehe auch Reverb setzt mit Musikinstrumenten 948 Millionen Dollar um), Depop und Elo7. 
  • Neben Etsy zählt auch MercadoLibre zu den beiden großen Gewinnern im Marktplatz Geschäft und konnte das Handelsvolumen erheblich steigern – von 14 Mrd. Dollar (2019) auf 21 Mrd. Dollar (2020) auf 28,4 Mrd. Dollar (+35%) im vergangenen Jahr. Der Marktplatz aus Südamerika zählt mittlerweile 67 Millionen aktive Kund:innen.
  • Im ersten Corona-Jahr 2020 hatte der Online-Möbelhändler Wayfair seinen Umsatz von 9,1 auf 14,1 Milliarden Dollar gesteigert. Doch 2021 gab es nun einen Rückgang auf 13,7 Milliarden Dollar. Davon lässt sich das US-Unternehmen aber nicht unterkriegen und peilt langfristig einen Jahresumsatz von 100 Milliarden Dollar an. Dazu soll vor allem das Europa-Geschäft ausgebaut werden: Bislang auf unserem Kontinent nur in Deutschland und Großbritannien aktiv, will Wayfair seine Präsenz auf 30 europäische Länder ausweiten.
  • Der Luxusmode-Onlinehändler Farfetch hat seinen Umsatz im vergangenen Jahr kräftig gesteigert: Er wuchs um 34,8 Prozent auf 2,26 Milliarden Dollar. Das Bruttowarenvolumen (GMV) legte um 32,7 Prozent auf 4,23 Milliarden Dollar zu. Zudem hat das Unternehmen operativ erstmals die Gewinnzone erreicht: Mit 1,64 Millionen Dollar fiel das Ergebnis beim Ebitda-Gewinn leicht positiv aus. Im Vorjahr hatte Farfetch noch einen Verlust in Höhe von 47,4 Millionen Dollar ausgewiesen. Durch einen Deal mit dem neuen Reebok-Eigentümer Authentic Brands Group wird der Farfetch-Geschäftsbereich New Guards künftig exklusiver Partner für die Kuratierung, Erstellung und Vermarktung der Luxuskooperationen von Reebok sowie zentraler Vertriebspartner für die Marke in ganz Europa.

Weitere Branchennews und Börsengänge

  • Die Hamburger Secondhand-Plattform Rebelle ist Ende Februar an die Börse gegangen. Der Marktplatz für Designerprodukte aus zweiter Hand wählte dafür einen für internationale Verhältnisse recht kleinen Börsengang an der Stockholmer Börse Nasdaq First North Growth Market. Eine Aktie kostete umgerechnet 2,64 Euro, 19 Millionen Euro hat das Unternehmen durch den Verkauf eingesammelt. Der erste Kurs lag aber deutlich unter dem Erstausgabepreis. 
  • Der Express-Lieferdienst Gorillas denkt über einen Börsengang via SPAC nach, berichtet Deutsche Startups. Kurz nach dem Einstieg von Delivery Hero und einer milliardenschweren Finanzierungsrunde braucht das Berliner Startup offenbar schon wieder frisches Kapital. Die Alternative zum Gang an die Börse wäre eine neuerliche Finanzierungsrunde über 500 Mio Euro.
  • eBay meldet für das Weihnachtsquartal und das Gesamtjahr 2021 zwar steigende Umsätze durch Transaktionsgebühren und Werbung, verliert aber rund 15 Mio aktive Kund*innen im Vergleich zum Vorjahr. Auch das Handelsvolumen sinkt deutlich. Der Online-Boom während Corona war wohl nur ein Strohfeuer war. Der trübe Ausblick bestätigt die sinkende Relevanz des Online-Marktplatzes im Handel.
  • Nach dem Börsengang der Viva Wine Group gibts jetzt auch regelmäßige Zahlen für Vicampo, das keinen besseren Verkaufszeitpunkt hätte finden können („Was Viva für Wine in Black, Vinexus und Vicampo gezahlt hat“). Denn nach dem großen Weinboom 2020 mit einem Umsatzsprung von 41 auf 65 Millionen Euro ging es auch für Vicampo 2021 nur leicht voran auf knapp 70 Millionen Euro.
  • Der B2B-Marktplatz Faire aus den USA übernimmt das Berliner Startup mercavusberichtet Deutsche Startups. Mercavus ist eine Art digitale Handelsmesse, die „unabhängige Einzelhändler und Marken miteinander verbindet, um den Einkauf im Großhandel zu erleichtern“. Das Jungunternehmen mit zuletzt 30 Mitarbeitern zählt u.a. Holtzbrinck Ventures zu seinen Investoren und hat seine Plattform wohl schon abgeschaltet. Faire wiederum hat es sich schon länger zur Aufgabe gemacht, Hersteller mit stationären Händlern zusammenzubringen, die Produkte abseits des Mainstreams suchen. Die Startups Ankorstore aus Frankreich und Orderchamp aus den Niederlanden sind die größten Konkurrenten in Europa, wo Faire erst seit letztem Jahr aktiv ist.
  • Das „polnische Amazon“ Allegro baut seine Präsenz in Europa aus. Der Online-Marktplatz bietet Produkte ab sofort in englischer Sprache an und ermöglicht die Bezahlung in Euro. Bisher ist Allegro nur in Polen aktiv, der Launch der internationalen Website allegro.com ist aber in Planung. 2021 hat Allegro die Übernahme der in Mittel- und Osteuropa aktiven Mall Group angekündigt, die die europäische Expansion ebenfalls befördern soll.
  • Unter dem Namen Karla ist ein neues Startup aus Berlin an den Start gegangen, dass es sich zur Mission gemacht hat, Lieferprozesse zu optimieren und Transparenz bei Onlinebestellungen herzustellen. Nutzer:innen haben mit der Karla-App zudem die Möglichkeit einzusehen, wo genau sich ihre Onlinebestellungen im Zustellungsprozess befinden, und können darüber hinaus Lieferdetails und Zeitfenster einfach anpassen. Die Gründer Frederik Schröder und Philippe Padrock haben als Anschubfinanzierung 3,4 Millionen Euro eingesammelt. Das Geld kommt von 468 Capital, La Famiglia und Business Angels wie Jochen Engert (CEO, Flix Mobility), Michael Wax (CEO, Forto) oder Oliver Merkel (CEO, Flink).
  • Mit Amazon am Limit sollten in der Pandemie eigentlich auch einmal andere Online-Buchhändler profitiert haben. So unsere Hypothese in diversen Corona-Exchanges. Und die 2020er-Zahlen von Bücher.de unterstreichen das: Laut Bundesanzeiger ist Bücher.de nach Jahren der Stagnation in der Pandemie um 40% gewachsen auf immerhin 78 Mio. Euro.
  • Abermals enttäuschende Zahlen hat Notebooksbilliger vorgelegt. So konnte es die Umsätze 2020 in der Pandemie nur leicht steigern auf 772 Mio. Euro (+5%) und blieb damit weit unter den Möglichkeiten, die ein Home-Office-Boom, geschlossene Läden und ein Amazon am Limit boten. Aktuellere Zahlen liegen uns leider nicht vor.

AUSBLICK

Für die GLORE50 liegt die langjährige Wachstumsrate (CAGR) jetzt bei 8,7% (seit dem Start im Oktober 2015) bzw. 9,5% (in den letzten 5 Jahren) und 11,1% (in den letzten drei Jahren). Entsprechend liegt auch die Langfristprojektion aktuell unter den Erwartungen.

Wie in der letzten Ausgabe unseres Podcasts GLORE Insights besprochen, rechnen wir allerdings (spätestens im zweiten Halbjahr) mit einer Kehrtwende, sobald die Corona-Effekte einigermaßen verdaut sind.

Hier die aktuelle Entwicklung in einem Schaubild:

Hörtipps

Unternehmen haben unterschiedliche Strategien und viele bewegen sich in Richtung Marktplatz. Doch was sind die Parameter, um die Sinnhaftigkeit zu bestimmen? Jochen Krisch bespricht im E-Commerce Crossover von digital kompakt mit Spryker-Chef Alexander Graf die Entwicklung und erklärt: Was ist ein Marktplatz, was ist eine Plattform und wo liegen die Unterschiede? Beide geben auch einen spannenden Ausblick für das Jahr 2022. Hier anhören! 

 

Regelmäßige updates zu den glore50

Wenn Sie die Entwicklungen zu den GLORE50 nicht nur monatlich verfolgen möchten, sondern häufiger: Tägliche Updates und Anmerkungen gibt es auf Instagram bei den GLORE Days sowie regelmäßig bei Exciting Commerce.

Mit herzlichen Grüßen

Jochen Krisch & Sven Rittau
Redaktionelle Mitarbeit: Florian Treiß

Über die #glore50

Die GLORE50 basieren auf dem Global Online Retail Fonds, der am 1. Oktober 2015 auf unsere Initiative hin als bewusst breit gestreuter Branchenfonds für den globalen Online-Handel an den Start gegangen ist. Wir stehen ihm seitdem beratend zur Seite mit Analysen und Einschätzungen, was die Zusammensetzung sowie die Auswahl und Gewichtung relevanter Unternehmen angeht.

Hinweis zum Global Online Retail Fonds

Wir haben den GLORE50 Index, kurz für Global Online Retail Fonds, 2015 mit Unterstützung der E-Commerce-Branche als offenen Branchenfonds für alle initiiert, so dass jeder am Wachstum der Branche partizipieren kann. Unser Fonds-Modell „Von Experten für Experten für Alle“ arbeitet so kostenschonend wie möglich und verzichtet bewusst auf Ausgabeaufschläge, sodass ein An- und Verkauf jederzeit problemlos möglich ist.

Gestartet mit 2,5 Millionen Euro, beträgt das Fondsvermögen aktuell  27,3 Millionen Euro. Unsere Rolle ist dabei beratender Natur, was die Auswahl, strategische Einordnung und Gewichtung relevanter E-Commerce-Unternehmen angeht. Und so sehr wir uns über die bisherige Entwicklung freuen, sagt die vergangene Entwicklung bei Aktien/Fonds nichts über die zukünftige Entwicklung aus.

Wie investiere ich in den Global Online Retail Fonds?

Der Global Online Retail Fonds hat die Wertpapierkennnummer A14N91, die Sie zunächst über den Broker bzw. die Bank Ihrer Wahl suchen müssen. Anschließend wählen Sie die gewünschte Anlagesumme aus und geben den Kauf frei. Bei ausgewählten Banken und Brokern können Sie auch einen monatlichen Sparplan auf den Global Online Retail Fonds einrichten.

 

DISCLAIMER: Die Einordnungen im GLORE50 Monthly haben lediglich Informationscharakter und sind nicht als Anlageempfehlungen zu verstehen. Wer sich an der Börse engagiert, sollte sich neben den Chancen stets auch der Risiken bewusst sein.