#GLORE50 MONTHLY – April 2023
Unsere News zu den Wachstumstreibern im globalen Online-Handel

DIE #GLORE50 PERFORMANCE

Im April traten unsere GLORE50, unser Fonds für die Top Player im globalen Online-Handel, ziemlich auf der Stelle: Mit einem Monatsschlusskurs von 106,63 Euro blieben sie minimal unter den 107,31 Euro von Ende März, was zugleich aber noch ein Plus von 5,8 Prozent seit Jahresbeginn bedeutet. Ansonsten gab es im April keine größeren Kursausschläge für unseren Fonds, die GLORE50 bewegten sich in einem Korridor von 103,47 Euro bis 109,45 Euro.

Damit spiegeln die GLORE50 wider, dass die Börsenkurse für Online-Händler weiter auf dem Corona-Crash-Niveau von 2020 dümpeln, während es bei vielen Online-Händlern wieder ein kräftiges Wachstum gibt. Siehe beispielhaft etwa Shop-Apotheke, das im 1. Quartal um fast 22 Prozent gewachsen ist und eine gute Orientierung für die Marktentwicklung bietet, da auch die Apotheken vor Ort in der Pandemie nicht von Schließungen betroffen waren. 

Es wird also Zeit, dass die Börse anerkennt, dass der E-Commerce weiter auf dem Vormarsch ist. Auch wenn manche Quartalszahlen zuletzt nicht mehr so spektakulär ausgefallen sind, so können wir davon ausgehen, dass die meisten Online-Händler spätestens im zweiten Halbjahr wieder auf ihren regulären Wachstumskurs zurückkehren werden. 

Die aktuelle Kursentwicklung der GLORE50 wie immer im Chart:

GLOBAL ONLINE RETAIL – EUR ACC WKN A14N9A | ISIN: DE000A14N9A9
Global Online Retail Diagramm April 2023

Gewinner & Verlierer im April 2023

Auch wenn sich im Durchschnitt aller Titel der GLORE50 im April wenig getan hat, so gab es doch größere Ausschläge, wenn man sich die einzelnen in den GLORE50 enthaltenen Unternehmen anschaut. Auf der Gewinnerseite sahen sich im April vor allem die, auf die es Firmenjäger abgesehen haben, auf der Verliererseite vor allem die chinesischen Player:

Die größten Gewinner waren:

  • THG (+44%)
  • Cnova (+26%)
  • BHG (+22%)
  • AO (+20%) 
  • Deliveroo (+20%)

Die größten Verlierer hingegen waren:

  • Mytheresa (-32%)
  • Hepsiburada (-30%)
  • JD (-22%)
  • Revolve (-19%)
  • Alibaba (-18%)

Bei denen sticht vor allem Mytheresa heraus, das Unternehmen, das schon in den vorherigen sechs Monaten zu den größten Verlierern gehörte. Der Kurs hat seit dem Börsengang im Januar 2021 um über 80 Prozent nachgegeben. Im April sorgte ein mauer Ausblick aufs laufende Geschäftsjahr für einen weiteren Abwärtstrend.

NEWS von Unternehmen aus den GLORE50

  • Amazon hat seinen Umsatz im 1. Quartal 2023 um 9 Prozent auf 127,4 Milliarden Dollar gesteigert, der operative Gewinn stieg auf 4,8 Milliarden Dollar. Dabei trat das eigene Handelsgeschäft weiter auf der Stelle, das Wachstum kann vielmehr aus dem Marktplatzgeschäft (+18 Prozent), dem Werbegeschäft (+21 Prozent) und dem Cloud-Service AWS (+16%). Auch wenn die Wachstumsprognose für AWS nun schwächer ausfällt, so sieht Amazon doch Licht am Ende des Tunnels und dürfte im 2. Halbjahr wieder an Fahrt gewinnen. Unterdessen hat Amazon die Kapazitäten seiner Logistik innerhalb von zwei Jahren verdoppelt und sieht sich nun auf Augenhöhe mit UPS. Verzweifeln tut Amazon-Chef Andy Jassy hingegen am Lebensmittelgeschäft.
  • Zalando hat einen Fashion Assistant auf Basis von ChatGPT angekündigt und bietet erstmals virtuelle Anproben für ausgewählte Jeans als Pilotprojekt an. Vergangenes Jahr ist Zalando auf die Marketingbremse getreten und hat hier die Ausgaben deutlich reduziert, während die Marketingeinnahmen aus dem Plattformgeschäft gewachsen sind. Auch generell sind die Serviceeinahmen rasant um 40% auf 1,7 Mrd. Euro gestiegen. Spannend für die Zukunft wird nun, ob die Zalando-Gründer Robert Gentz und David Schneider ihre nur noch bis November laufenden CEO-Verträge verlängern oder was stattdessen passieren könnte. Interessant war im April zudem die Diskussion, ob Zalando seine Kunden mit einer zu großen Auswahl überfordert.
  • Alibaba ist mittlerweile mit drei Plattformen in Europa vertreten: AliExpress, Trendyol und Miravia. Trendyol überraschte im April mit seinem ersten Werbespot für den deutschen Markt, während sich Miravia zunächst auf Spanien konzentriert und vom Alibaba-Ableger Lazara als „Projekt Arise“ vorangetrieben wird.
  • Jetzt ist klar, warum sich 468 Capital vor kurzem knapp 20% an Marley Spoon gesichert hat. Mit ihrem börsennotierten Vehikel 468 SPAC II wollen die Ex-Rocket-Leute den Kochboxen-Versender, das zuletzt auf Umsätze von 401 Mio. Euro gekommen ist, zu einer Bewertung von 115 Mio. Euro komplett übernehmen und dadurch dafür sorgen, dass die Aktie des Berliner Unternehmens künftig an der Frankfurter Börse gelistet wird statt in Australien. 
  • Der deutlich größerere Kochboxen-Versender HelloFresh hat im 1. Quartal 2023 einen Rekordumsatz von 2,02 Milliarden Euro erzielt, das war ein Plus von 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Zwar ging die Zahl der aktiven Kunden nach dem Corona-bedingten Boom um 4,8 Prozent auf 8,11 Millionen zurück. Doch der durchschnittliche Bestellwert stieg um 8,9 Prozent auf 61,20 Euro erhöht. Für das Gesamtjahr plant das Unternehmen ein Wachstum von zwei bis zehn Prozent.
  • Delivery Hero hat seinen Umsatz im vergangenen Quartal währungsbereinigt um rund zwölf Prozent auf knapp 2,5 Milliarden Euro gesteigert – und damit weniger als von Analysten erwartet. Der Bruttowarenwert legte aber nur um schwache 1,5 Prozent auf 11,2 Milliarden Euro zu. In manchen Ländern ist Delivery Hero auch im Quick Commerce tätig, also der schnellen Lieferung von Lebensmitteln. Dieses Segment wuchs im letzten Quartal um 42 Prozent, nachdem es im letzten Jahr bereits um 84 Prozent auf einen Jahresumsatz von 1,6 Milliarden Euro gewachsen war.
  • Shop-Apotheke konnte seinen Umsatz im 1. Quartal um 21,9% auf 371 Mio Euro steigern, erzielte somit ein Rekordquartal und freut sich über die höchste Wachstumsrate seit dem ersten Quartal 2021 und der Zeit nach Corona. 
  • Das Beauty-Geschäft von THG hat letztes Jahr einen Umsatz von 1,2 Milliarden Pfund erzielt und lag damit mehr als doppelt so hoch wie im Vor-Corona-Jahr 2019. Neu ist seit Oktober das Beauty Plus+ Programm, das jede 10. der 9,2 Millionen Kundinnen nutzt. Damit hat THG nun einen ähnlichen Onlineumsatz wie Douglas.
  • Der Elektronikhändler AO hatte zuletzt seine Gewinnerwartungen im Monatstakt erhöht und hat sein Geschäftsjahr zum 31. März nun mit der vierten Erhöhung beendet. Der Gewinn soll nun in Richtung 45 Millionen Pfund gehen. Das Ganze ging auf Kosten der Umsätze, die jetzt nach 1,56 Mrd. Pfund im Vorjahr “nur noch” bei 1,13 Mrd. Pfund liegen. Gewinnanstieg und Umsatzrückgang liegen dabei unter anderem an dem Rückzug aus Deutschland, wo das Geschäft defizitär gewesen war.

Weitere Branchennews

  • eBay hat seinen Umsatz im 1. Quartal um 1% auf 2,5 Mrd. Dollar steigern können, wobei das Handelsvolumen (GMV) aber um 5% auf 18,4 Mrd. Dollar gesunken ist. Nachdem es im Vorjahresquartal einen heftigen Verlust gegeben hatte, verzeichnete eBay diesmal einen Gewinn von 569 Mio Dollar.
  • Fashionette rechnet für dieses Jahr nur mit einem relativ niedrigen Umsatzanstieg von 5 bis 8% auf dann ca. 176 Mio Euro. Auch wenn das wahrlich kein raketenhafter Aufstieg ist, so träumt Fashionette zugleich davon, das nächste Farfetch zu werden, in dem es sich als europäische Plattform für Luxusmode etablieren will. Bislang lag der Fokus vor allem auf Luxusaccessoires und den Verkauf in Deutschland und den Niederlanden. 
  • Die Schwarz-Gruppe ist mittlerweile ein Milliardenplayer im E-Commerce, und dass, obwohl die Muttergesellschaft von Lidl und Kaufland bisher keine Lebensmittellieferungen bietet. Aber allein der Non-Food-Umsatz von Lidl.de und Kaufland.de liegt mittlerweile bei über 1,1 Milliarden Euro, rechnet man noch Reise und Shared Service ein, liegt er bei über 1,7 Milliarden Euro.
  • Das Berliner D2C-Startup Koro, das 2012 gegründet wurde und Lebensmittel wie etwa Nüsse, Trockenfrüchte oder Superfoods anbietet, dürfte dieses Jahr die Umsatzmarke von 100 Millionen Euro knacken und erhält jetzt 20 Millionen Euro von Investoren. Das Geld kommt u.a. von der Primark-Mutter Associated British Food, dem Fonds Haub Legacy Ventures der Tengelmann-Erben Viktoria Anna-Katharina und Erivan Karl-Christopher Haub sowie dem Investmentarm der ProSiebenSat.1-Gruppe Seven Ventures.
  • Die Insolvenzwelle bei stationär geprägten Mode- und Schuhunternehmen reißt nicht ab. So muss Gerry Weber vier Jahre nach seiner letzten Insolvenz erneut saniert werden und verlässt die Börse. Und auch das Herrenmode-Unternehmen Ahlers mit Marken wie Baldessarini, Pierre Cardin, Pioneer und Otto Kern musste Insolvenz anmelden. Ende März hatte zudem der Schuhhändler Reno Insolvenz angemeldet, im April folge dessen früherer Mutterkonzern HR Group.
  • Nur wenige Wochen nach dem Geschäft in Schweden will Media Saturn jetzt auch das Geschäft in Portugal mit zuletzt 140 Millionen Euro Umsatz abstoßen. Und reicht es an Fnac Darty aus Frankreich weiter, bei dem die Media-Saturn-Mutter Ceconomy zweitgrößter Gesellschafter an. 
  • Bei Wish bleibt die Lage dramatisch. Gerade erst hat Wish 97% der Aktien vom Markt genommen (“Wish will kein Pennystock mehr sein“). Das konnte den Kurseinbruch von 86 Prozent innerhalb eines Jahres allerdings nicht aufhalten. Jetzt startet Wish zusätzlich ein Aktienrückkaufprogamm im Wert von 50 Mio. Dollar.
  • Die Celebrate Company, Muttergesellschaft der Kartenmacherei, hat 2022 erstmals die 100-Millionen-Euro-Marke beim Umsatz überschritten und will jedes Jahr um mindestens 30 Prozent wachsen. Dafür soll das Produktportofolio deutlich ausgeweitet werden und langfristig will Celebrate Company zum Marktführer für personalisierte Fotoprodukte in Deutschland und danach auch in ganz Europa zu werden, sagt Geschäftsführer Patrick Leibold in einem Firmenporträt der „Welt“.
  • Der norwegische Lebensmitteldienst Oda konnte seinen Umsatz letztes Jahr um 17 Prozent auf rund 250 Millionen Euro steigern und plant nach dem Start in Berlin Anfang 2023 nun auch einen Launch in Braunschweig und später Hannover. Derweil ist der niederländische Lieferdienst Picnic nun in Hamburg gestartet
  • Der Leipziger Print-on-Demand-Händler Spreadshirt investiert über seinen neuen Wagniskapital-Fonds Spread Ventures einen sechsstelligen Betrag in das Berliner Mode-KI-Startup SAIZ. Dieses hat eine Größenberatung für Onlineshops entwickelt und setzt künstliche Intelligenz und NLP ein, um die Größen und Passformen für Modemarken zu optimieren und den Kunden auf der Grundlage ihrer Körpermaße und Vorlieben die richtige Größe zu empfehlen.
  • Der Shopping-Club Brands4Friends verabschiedet sich vom Markt und will seinen Geschäftsbetrieb Ende Juni einstellen. Nach dem Besitzerwechsel von eBay zu einer Private-Equity-Firma vor rund vier Jahren hatte die Umsatzentwicklung schon länger angedeutet, dass Brands4Friends die Kurve nicht mehr kriegt. 

    Hörtipps

    In den Exchanges #323 sprechen Jochen Krisch und Marcel Weiß über die Zukunft von Zalando und gehen der Frage nach, ob die aktuell stattfindende Sortimentsreduzierung sinnvoll ist. 

    Die Exchanges #324 wiederum beschäftigten sich mit der Aufspaltung von Alibaba in verschiedene Sparten und was vor allem eine daraus entstehende, neue internationale E-Commerce-Gruppe für Europa bedeuten wird. 

    Und in den Crossover Exchanges geht es um „Lame Commerce“: Der Online-Handel lässt sich von Techinnovationen treiben und sucht händeringend nach Anwendungsfällen anstatt selber initiativ zu werden und neue, zeitgemäße Verkaufsmodelle zu entwickeln. Zentrale Frage der Folge daher: Wo bleiben eigentlich die Innovationen des Handels?

    Regelmäßige Updates zu den GLORE50

    Wenn Sie die Entwicklungen zu den GLORE50 nicht nur monatlich verfolgen möchten, sondern häufiger: Tägliche Updates und Anmerkungen gibt es auf Instagram bei den GLORE Days sowie regelmäßig bei Exciting Commerce.

    Mit herzlichen Grüßen

    Jochen Krisch & Sven Rittau
    Redaktionelle Mitarbeit: Florian Treiß

    Über die #GLORE50

    Die GLORE50 basieren auf dem Global Online Retail Fonds, der am 1. Oktober 2015 auf unsere Initiative hin als bewusst breit gestreuter Branchenfonds für den globalen Online-Handel an den Start gegangen ist. Wir stehen ihm seitdem beratend zur Seite mit Analysen und Einschätzungen, was die Zusammensetzung sowie die Auswahl und Gewichtung relevanter Unternehmen angeht.

    Hinweis zum Global Online Retail Fonds

    Wir haben den GLORE50 Index, kurz für Global Online Retail Fonds, 2015 mit Unterstützung der E-Commerce-Branche als offenen Branchenfonds für alle initiiert, so dass jeder am Wachstum der Branche partizipieren kann. Unser Fonds-Modell „Von Experten für Experten für Alle“ arbeitet so kostenschonend wie möglich und verzichtet bewusst auf Ausgabeaufschläge, sodass ein An- und Verkauf jederzeit problemlos möglich ist. Gestartet mit 2,5 Millionen Euro, beträgt das Fondsvermögen aktuell 19,0 Millionen Euro (Stand: 27. April 2023).

    Wie investiere ich in den Global Online Retail Fonds?

    Der Global Online Retail Fonds hat die Wertpapierkennnummer A14N91, die Sie zunächst über den Broker bzw. die Bank Ihrer Wahl suchen müssen. Anschließend wählen Sie die gewünschte Anlagesumme aus und geben den Kauf frei. Bei ausgewählten Banken und Brokern können Sie auch einen monatlichen Sparplan auf den Global Online Retail Fonds einrichten.

    DISCLAIMER: Die Einordnungen im GLORE50 Monthly haben lediglich Informationscharakter und sind nicht als Anlageempfehlungen zu verstehen. Wer sich an der Börse engagiert, sollte sich neben den Chancen stets auch der Risiken bewusst sein.