#GLORE50 MONTHLY – Januar 2023
Unsere News zu den Wachstumstreibern im globalen Online-Handel

DIE #GLORE50 PERFORMANCE

Nach einem Sturz von 55% im vergangenen Jahr auf nur noch 100,80 Euro Ende Dezember 2022 haben sich die GLORE 50, unser Fonds mit den Top-Playern aus dem globalen Online-Handel, im Januar 2023 deutlich erholt – und ein so starkes Plus hingelegt wie schon lange nicht mehr. Am 31. Januar beendet der Fonds den Monat mit einem Kurs von 115,95 Euro. Das ist ein Plus von 15% gegenüber dem Vormonat Dezember. Kurz zuvor hatten unser GLORE50 sogar ein Fünf-Monats-Hoch von 118,96 Euro erreicht – ein solches Kursniveau hatten die GLORE50 zuletzt im August 2022.

Ob das Tal damit durchschritten ist, ist noch nicht ganz klar. Vieles spricht aber dafür wie etwa, dass die jüngsten Sparprogramme nun ihre Wirkung entfalten dürften oder auch, dass der zweijährige Corona-Zyklus nun größtenteils verarbeitet sein dürfte.

Für die künftige Bewertung der Online Retailer dürfte 2023 ein Jahr werden, in dem sich viele Weichen stellen, denn nach dem Corona-bedingten Sonderaufschwung in 2020 und 2021, mussten 2022 viele Player einen Knick in der Wachstumskurve verzeichnen. So fiel der Brutto-Umsatz mit Waren im E-Commerce in Deutschland im Gesamtjahr 2022 auf 90,4 Milliarden Euro. Das waren deutliche 8,8 Prozent weniger als die 99,1 Milliarden Euro im Jahr 2021, so der Branchenverband bevh. Doch wer nun denkt, dass der Onlinehandel damit in der Krise ist, der täuscht sich gewaltig. Schließlich geht der Langzeittrend weiter nach oben: Verglichen mit den Umsätzen des Vor-Corona-Jahrs 2019 lag der deutsche Onlinehandel mit Waren vergangenes Jahr noch immer 24,5 Prozent im Plus.

Weltweit betrachtet liegt der Umsatz bei den erfolgreichsten Online Retailern heute mindestens beim Doppelten und teilweise sogar beim 2,5-fachen des Umsatzes vor der Corona-Pandemie (bei angenommenen Wachstumsraten von 20% bzw. 25%), wie wir in einer Grafik auf Exciting Commerce zeigen. Doch während manche Player weiter auf der Überholspur unterwegs sind, so kämpfen viele Online-Händler zur Zeit – ganz unabhängig vom Marktpotenzial – mit Liquiditätsproblemen und müssen daher mehr auf die Kosten achten, als dass sie z.B. mit intensivem Marketing das Wachstum weiter befeuern könnten.

Die aktuelle Kursentwicklung der GLORE50 wie immer im Chart:

GLOBAL ONLINE RETAIL – EUR ACC WKN A14N9A | ISIN: DE000A14N9A9
Global Online Retail Diagramm Januar 2023

Gewinner & Verlierer im Januar 2023

Im Januar konnten so gut wie alle Unternehmen zulegen. Die höchsten Kurszuwächse verzeichneten:

  • Hepsiburada (+95%)
  • Wayfair (+77%)
  • Asos (+71%)
  • Shop Apotheke (+50%)
  • Farfetch (+47%)

Umgekehrt gab es nur wenige Firmen mit Kursverlusten. Am schlechtesten im Januar schnitten ab:

  • BHG (-18%)
  • Desenio (-14%)
  • Redbubble (-14%)
  • Auto1 (-4%)
  • Pierce Group (-3%)

Von den Dickschiffen mit einem besonders hohen Anteil am Fonds konnten sich Amazon (+19%) und Zalando (+29%) im Januar gut erholen.

Übrigens haben wir nach dem Jahresrückblick 2022 im letzten GLORE Monthly vor kurzem auf Exciting Commerce beleuchtet, wer die großen Gewinner und Verlierer der letzten drei Jahre an der Börse waren. So konnte Etsy (+176%) im Drei-Jahres-Vergleich an der Börse alles abhängen, was im Online-Handel Rang und Namen hat. Es folgen Boozt (+128%) und der 2022er-Sieger Pinduoduo (+116%) auf den Plätzen 2 und 3. Besonders Boozt steht weiter in starkem Kontrast zu Boohoo (-88%) und Asos (-85%), die in der Krise richtig verloren haben. Den kompletten Drei-Jahres-Vergleich gibt es hier

Abschied aus den GLORE50

Poshmark hat das zwar das Börsenjahr 2022 von unserem GLORE50-Mitgliedern auf Platz 2 beenden können, fällt aber jetzt aus den GLORE50, nachdem der südkoreanische Tech-Konzern Naver die Übernahme von Poshmark abgeschlossen hat. Damit umfassen die GLORE50 jetzt noch 54 Unternehmen.

NEWS von Unternehmen aus den GLORE50

  • Marley Spoon konnte seinen Umsatz im vergangenen Jahr um 24% auf 401 Mio. Euro steigern, und erreichte im 4. Quartal ein positives operatives EBITDA in Höhe von 5 Mio. Euro. „Diese Leistung wurde durch eine starke Margenausweitung in allen Regionen und die erfolgreiche Umsetzung unserer maßvollen Wachstumsstrategie erzielt“, sagt CEO Fabian Siegel. Für 2023 wagt der Kochboxen-Versender einen vorsichtig optimistischen Ausblick und erwartet ein einstelliges Umsatzwachstum sowie ein positives operatives EBITDA für das gesamte Jahr.
  • Shop Apotheke konnte seinen Umsatz 2022 auf 1,2 Mrd. Euro (+14%) steigern und liegt damit 72% über dem Vor-Corona-Niveau von 2019. Bemerkenswert ist auch die Entwicklung der letzten 5 Jahren, wie wir in einer Grafik auf Exciting Commerce zeigen.
  • Nach 1,7 Mrd. Euro im Vorjahr wird About You die Umsatzmarke von 2 Mrd. Euro dieses Jahr wohl noch nicht knacken und rechnet jetzt für das laufende Geschäftsjahr eher mit Umsätzen von 1,9 Mrd. Euro (ursprünglich waren 2,25 Mrd. Euro geplant). Das ist immer noch zweieinhalbmal so hoch wie vor Corona, liegt also weiter im grünen Bereich. Zudem hat About You im Zuge der jüngsten Finanzpräsentation bekanntgegeben, dass es zwei Ausgründungen plant, und zwar Scayle Tech und Scayle Payment.
  • Wayfair will rund 1.750 Mitarbeitende entlassen, das sind rund 10% der Belegschaft. Grund sind einmal mehr sinkende Umsätze, nachdem Wayfair bereits vergangenen August die Belegschaft um rund 5% reduziert hatte. Damit zeigt sich einmal mehr, wie schwer es Online-Möbelhändler nach dem Corona-Boom haben, die Strukturen flexibel zu managen.
  • BHG (Bygghemma Group), Betreiber von Nordic Nest & Co., hat sich mit DIY und Möbeln seit 2019 mehr als verdoppelt auf rund 1,2 Mrd. Euro Umsatz. Doch anstatt das herauszustreichen, verkauft es sich aktuell um einiges schlechter als es sein müsste.
  • THG (ehem. The Hut Group) konnte seinen Umsatz im vergangenen Jahr zwar nur noch um 3% auf 2,25 Mrd. Pfund, steigern lag damit aber doppelt so hoch wie vor Corona. Im Beauty-Bereich lief es dank einiger Übernahmen sogar noch besser. Trotzdem befindet sich THG im Krisenmodus und muss 2022 so manche Ambitionen aufgeben. Auch die Techsparte hat einen neuen Fokus bekommen.
  • Ocado aus Großbritannien musste 2022 sogar ein leichtes Minus beim Umsatz verzeichnen, lag aber wie so viele andere auch 2022 noch deutlich höher als im Vor-Coronajahr 2019. Während das Tech-Geschäft für andere Händler prima läuft, so ging es im eigenen Lebensmittelgeschäft zuletzt umsatzseitig nach unten.
  • Die Sea Group wollte mit ihrer Marke Shopee von Polen den europäischen Markt erobern. Doch die Pläne hat das Unternehmen aus Singapur nun offenbar beerdigt und hat den polnischen Webshop als seinen letzten europäischen Ableger wieder geschlossen.

Weitere Branchennews

    • Der norwegische E-Food-Anbieter Oda, seit wenigen Tagen auch in Berlin aktiv, liefert die Lebensmittel in Paketboxen statt in Tüten und macht zum Start einen tadellosen Eindruck, wie das Supermarktblog berichtet. Schade allerdings: Man merkt, dass sich Oda extrem viele Gedanken über die operativen Prozesse gemacht hat, sich den Kundinnen und Kunden dann aber letztlich doch nur als „noch’n Online-Supermarkt“ präsentiert. Ohne echte Differenzierungsmerkmale wie bei Knuspr oder Picnic dürfte Oda aber Schwierigkeiten haben, im deutschen Markt zu bestehen.
    • Mangels finanzieller Möglichkeiten treten gerade alle im Online-Handel auf die Wachstumsbremse. Auch die Food-Dienste. So will jetzt Rohlik aus Tschechien seine Ableger Knuspr (Deutschland) und Gurkerl (Österreich) operativ zusammenlegen, auch wenn die Marken vorerst beide erhalten werden sollen. Und auch der Start in Hamburg wird verschoben.
    • Auch im Online-Handel zahlt sich Spezialisierung aus. So hat der deutsche D2C-Anbieter für Matratzen & Co Emma Sleep sein Mindestziel von 800 Mio. Euro Umsatz für 2022 mehr als erreicht und liegt mit 873 Mio. Euro (+35%) weiter weit vor Home24 und allen anderen.
    • Nach großen Wachstumssprüngen im E-Commerce hat H&M im vergangenen Jahr im Onlinehandel an Momentum verloren und konnte seinen Umsatz nur noch leicht steigern. Spannend ist aber die Entwicklung der Second-Hand-Plattform Sellpy (siehe auch Kann Sellpy die Online-Plattform für H&M werden?), die 2023 die Umsatzmarke von 100 Mio. Euro knacken soll.
    • Douyin, die Schwester-App von TikTok für den chinesischen Markt, hat vergangenes Jahr angeblich ein Handelsvolumen von rund 208 Milliarden Dollar im E-Commerce erzielt. Damit würde TikTok-/Douyin-Betreiber Bytedance in China im E-Commerce in der absoluten Topliga spielen. Dabei ist Live Shopping das wesentliche Erfolgsrezept von Douyin in China.
    • Ob TikTok sein Douyin-Modell erfolgreich auf Europa und die USA übertragen kann – erste Versuche gibt es bereits – ist bislang unklar. Aber es erklärt vielleicht, warum App-basierte Startups wie Voggt in Europa oder WhatNot in den USA ebenfalls voll auf Live Shopping setzen: Es ist eine spannende Wette auf die Zukunft und eine Möglichkeit, das Feld zu besetzen, bevor TikTok dies in Europa und den USA ebenfalls tut.
    • Stitch Fix, das letzten Herbst als Sanierungsfall aus den GLORE50 rausgeflogen ist, will sich nun offenbar gesund schrumpfen: Das Unternehmen plant einen Stellenabbau von 20 Prozent aller Jobs und CEO Elizabeth Spaulding muss gehen. Stattdessen übernimmt Gründerin Katrina Lake den Posten wieder.
    • Galaxus, der Online-Arm der Schweizer Migros-Gruppe, baut sein Europa-Geschäft aus und ist in Frankreich und Italien gestartet. Die Belieferung beider Märkte erfolgt vorerst nicht etwa aus lokalen Lagern oder von der Schweizer Zentrale, sondern vom deutschen Logistikzentrum in Krefeld aus. Zudem hat Galaxus einen Online-Marktplatz für Deutschland gestartet. Zudem konnte Digitec Galaxus den Rückenwind aus der Coronazeit voll mitnehmen und die Umsätze weiter steigern auf 2,4 Mrd. CHF (+9%).
    • Bereits Anfang Januar war bekanntgeworden, dass XXXLutz mit dem Übernahmeversuch von Home24 erfolgreich war und sich 92,7% der Anteile an dem Online-Möbelhändler sichern konnte. Gespannt kann man sein, was XXXLutz mit Home24 und Möbel.de vorhat und ob im Zuge dessen noch weitere Zukäufe erfolgen.

    Hörtipps

    Abwarten und durchhalten heißt die Devise für den Onlinehandel 2023. Denn nach den Ausnahmejahren 2020 bis 2022 sortiert sich der Markt gerade neu. Jochen Krisch und Marcel Weiß sprechen in den Exchanges #318 über die Stimmung in der Onlinehandelsbranche, wie die aktuellen Aussichten und Unsicherheiten aussehen und was als branchenweite Benchmark aktuell sinnvolle Einblick in die eigene Situation gibt. Hier anhören!

    Regelmäßige Updates zu den GLORE50

    Wenn Sie die Entwicklungen zu den GLORE50 nicht nur monatlich verfolgen möchten, sondern häufiger: Tägliche Updates und Anmerkungen gibt es auf Instagram bei den GLORE Days sowie regelmäßig bei Exciting Commerce.

    Mit herzlichen Grüßen

    Jochen Krisch & Sven Rittau
    Redaktionelle Mitarbeit: Florian Treiß

    Über die #GLORE50

    Die GLORE50 basieren auf dem Global Online Retail Fonds, der am 1. Oktober 2015 auf unsere Initiative hin als bewusst breit gestreuter Branchenfonds für den globalen Online-Handel an den Start gegangen ist. Wir stehen ihm seitdem beratend zur Seite mit Analysen und Einschätzungen, was die Zusammensetzung sowie die Auswahl und Gewichtung relevanter Unternehmen angeht.

    Hinweis zum Global Online Retail Fonds

    Wir haben den GLORE50 Index, kurz für Global Online Retail Fonds, 2015 mit Unterstützung der E-Commerce-Branche als offenen Branchenfonds für alle initiiert, so dass jeder am Wachstum der Branche partizipieren kann. Unser Fonds-Modell „Von Experten für Experten für Alle“ arbeitet so kostenschonend wie möglich und verzichtet bewusst auf Ausgabeaufschläge, sodass ein An- und Verkauf jederzeit problemlos möglich ist. Gestartet mit 2,5 Millionen Euro, beträgt das Fondsvermögen aktuell 17,7 Millionen Euro (Stand: 29. Dezember 2022).

    Wie investiere ich in den Global Online Retail Fonds?

    Der Global Online Retail Fonds hat die Wertpapierkennnummer A14N91, die Sie zunächst über den Broker bzw. die Bank Ihrer Wahl suchen müssen. Anschließend wählen Sie die gewünschte Anlagesumme aus und geben den Kauf frei. Bei ausgewählten Banken und Brokern können Sie auch einen monatlichen Sparplan auf den Global Online Retail Fonds einrichten.

    DISCLAIMER: Die Einordnungen im GLORE50 Monthly haben lediglich Informationscharakter und sind nicht als Anlageempfehlungen zu verstehen. Wer sich an der Börse engagiert, sollte sich neben den Chancen stets auch der Risiken bewusst sein.