#GLORE50 MONTHLY – Juli 2022
Unsere News zu den Wachstumstreibern im globalen Online-Handel

DIE #GLORE50 PERFORMANCE

Im Juli erzielten die GLORE50 ein Plus von 6 Prozent gegenüber dem Vormonat Juni – der Kurs stieg von 111,64 Euro am 30. Juni auf 118,60 Euro Ende Juli. Damit gab es erstmals nach einer langen Durststrecke von zehn Monaten wie ein Plus gegenüber dem Vormonat. Zugleich haben die GLORE50 weiter noch viel Luft nach oben – immerhin hatte sich der Kurs im 1. Halbjahr halbiert, wie auch die gesamte Börse ein rabenschwarzes 1. Halbjahr erlebt hatte.

Ob das bereits die erhoffte Trendwende ist, lässt sich noch nicht mit Sicherheit sagen. Zumindest war die Stimmung an den weltweiten Börsen im Juli wieder etwas besser als in der ersten Jahreshälfte. Doch noch sind die Börsen angesichts der Q2-Zahlen hin und her gerissen. Letzte Woche sorgte allerdings schonmal Platzhirsch Amazon für Zuversicht. Es dürfte also nur noch eine Frage der Zeit sein, bis es wieder aufwärts geht.

Die gesamte Entwicklung wie immer im Chart:

 

GLOBAL ONLINE RETAIL – EUR ACC WKN A14N9A | ISIN: DE000A14N9A9
#GLORE50 MONTHLY Juli 2022

Warum der Kurs der GLORE50 in den vergangenen Monaten so stark nach unten ging, haben wir in diesem Beitrag analysiert („Warum liegen die GLORE50 gerade so am Boden?“). Das lag u.a. natürlich an den allgemeinen Umständen wie dem Ukraine-Krieg, den gestörten Lieferketten und der Inflation. Aber auch daran, dass die Quartalszahlen oftmals mit dem explodierten E-Commerce-Umsatzniveau der Corona-Jahre verglichen wurden statt mit den Umsätzen aus dem Vor-Corona-Jahr 2019.

gewinner & Verlierer Juli

Das Spektrum bei den Gewinnern und Verlierern war im Juli besonders groß – von +100% bei Desenio bis -37% bei AO. Nach Kurseinbrüchen von 80% und mehr im ersten Halbjahr besteht allerdings bei einigen Titel auch Vervierfachungs- und Verfünfachungspotenzial.

Die größten Kursgewinner unter den GLORE50-Titeln waren im Juli:

  • Desenio (+100%)
  • Kogan (+66%)
  • Hepsiburada(+46%)
  • Etsy (+43%)
  • Booktopia (+39%)
  • Marley Spoon (+35%)
  • Coupang (+33%)
  • Mytheresa(+33%)
  • Redbubble (+31%)
  • Delivery Hero (+30%)

Allerdings gab es auch im Juli wieder einige Verlierer. Die größten Kursverluste erlitten:

  • AO (-37%)
  • Pinduoduo (-18%)
  • ThredUp (-16%)
  • THG(-16%)
  • Pierce Group (-15%)
  • Naked Wines (-13%)
  • HelloFresh (-13%)
  • Alibaba (-12%).

Bei den Verlierern fallen Pinduoduo und Alibaba auf, denn im 1. Halbjahr hatten sich die chinesischen Titel am besten geschlagen.

Neuzugänge in den GLORE50

Die Liste der börsennotierten Online-Händler ist nach dem IPO-Boom des letzten Jahres länger denn je. Und angesichts der drastisch gefallenen Kurse sind viele Titel nun deutlich günstiger zu haben. Um die GLORE50 breiter für die Zukunft aufzustellen, haben wir daher im Juli vier weitere Unternehmen in unseren Fonds aufgenommen, der nun 57 Firmen aus dem globalen Online-Handel umfasst. Die Neuzugänge sind:

Die letzten Neuzugänge waren Paypal und DesenioAusgeschieden sind zuletzt neben Home24 auch Tencent und Vipshop.

NEWS Von unternehmen aus den glore50

  • Amazon bleibt der Benchmark, an dem sich andere Onlinehändler messen müssen. Laut den Zahlen fürs 2. Quartal spürt auch Amazon die aktuelle Nachfrageschwäche, scheint aber, was die Wachstumsraten angeht, das Schlimmste überstanden zu haben. Nachdem es im eigenen Online-Handelsgeschäft im 1. Quartal ein leichtes Minus gab, so blieb der Umsatz im 2. Quartal zumindest währungsbereinigt stabil, während es auf Dollar-Basis ein Minus von 4 Prozent gab. Alle anderen Segmente konnten zulegen, so das Marktplatzgeschäft (währungsbereinigt +13%), die Prime-Erlöse (+14%), das Werbegeschäft (+21%) und der Cloud-Dienst AWS (+33%). Zugleich hat Amazon eine saftige Erhöhung der Prime-Gebühren in Europa angekündigt, nachdem es nach der Erhöhung Anfang des Jahres in den USA nur zu wenigen Kündigungen kam. Für Aufsehen sorgte Amazon zudem mit der 3,9 Milliarden Dollar teuren Übernahme des Gesundheitsunternehmens One Medical
  • Zalando bereitet offenbar seinen Start in den USA vor, nachdem sich die Berliner Modeplattform bislang auf Europa konzentriert hatte. Demnach bereitet der Chief Business and Product Officer Jim Freeman, der bei Zalando seit dem Abgang von Rubin Ritter als Schatten-CEO gilt, den Einstieg des Online-Moderiesen auf den US-Markt und hat das Vorhaben zu einer internen Geheimoperation namens „Project Kangaroo“ gemacht. Angeblich arbeiten mehr als 100 Mitarbeitende an dem Projekt, Zalando will vor Ort mit US-Influencer*innen zusammenarbeiten, um schnell bekannt zu werden. Das lässt die Übernahme von Highsnobiety, das in den USA stark ist, in neuem Licht erscheinen und macht weitere Übernahmen in den USA denkbar.
  • Shopify will rund 10 Prozent ihrer Mitarbeiter*innen entlassen, das sind rund 1.000 Menschen. Gründer Tobias Lütke räumt in einer Mail an die Mitarbeiter*innen ein, das Shopping-Verhalten der Nutzer*innen falsch eingeschätzt zu haben. Er habe erwartet, dass das Wachstum in der E-Commerce-Branche auch nach den Covid-Beschränkungen anhalten werde. Shopify hat seinen Gesamtumsatz im 2. Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 16 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar gesteigert. Das Bruttohandelsvolumen (GMV) aller über Shopify gehandelten Waren stieg um 11 Prozent auf 46,9 Milliarden Dollar. 
  • Über den Marktplatz für Selbstgemachtes Etsy wurden im 2. Quartal 2022 Waren im Wert von 2,6 Milliarden Dollar verkauft. Das sind 6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, aber 141 Prozent mehr als drei Jahre zuvor. Insgesamt verzeichnete die Etsy-Gruppe, die auch die übernommenen Marktplätze Elo7 und Depop umfasst, aber nur einen Rückgang des Handelsvolumens von 0,4 Prozent auf 3,0 Milliarden Dollar. Der Konzernumsatz wuchs um 10,6 Prozent auf 585,1 Millionen Dollar.
  • Während Zalando für 2022 ziemlich schwarz sieht, hält About You an seinen Erwartungen fest und rechnet für 2022 weiter mit einer Verdreifachung im Vergleich zu vor Corona. Das Geschäft zieht zudem seit Mai wieder merklich an.
  • Der Konzernumsatz von Shop Apotheke wuchs im zweiten Quartal um 14,7% gegenüber dem Vorjahr auf 287 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2022 stieg er um 10,8% auf 592 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr 2022 hält das Unternehmen an seiner Prognose eines zweistelligen Umsatzwachstums im Non-Rx-Bereich in einer Bandbreite von 15 bis 25 Prozent fest.
  • Einen weiteren Rückschlag hat THG (The Hut Group) zu verkraften. Denn der geplante Milliardendeal mit Softbank für den Technologie- und Service-Arm THG Ingenuity ist aufgrund der veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geplatzt
  • Mit der Übernahme von Onport (ehem. Jetti) macht sich Farfetch auf die Spuren von Zalando („Zalando setzt künftig voll auf Tradebyte statt auf Anatwine“) und setzt in seiner Plattformstrategie ebenfalls auf eine universeller einsetzbare Marktplatzlösung.
  • Der britische Lebensmittel-Lieferservice Ocado erlitt im letzten Halbjahr in seinem Handelsgeschäft einen Umsatzrückgang von rund 8 Prozent auf 1,1 Milliarden Pfund. Dabei schrumpfte der durchschnittliche Warenkorb um 13 Prozent, was nur teilweise durch einen Anstieg der Verkaufspreise um 3 Prozent ausgegeglichen wurde. CEO Tim Steiner sagte, dass die Kund*innen zum Beispiel kleinere Packungsgrößen und weniger Alkohol kaufen und sich für billigere Burger gegenüber teuren Steaks entscheiden. Deutlich besser läuft hingegen das Service-Geschäft für andere Handelskonzerne und Ocado sieht sich mit 2 Milliarden Pfund Liquidität gut für die Zukunft gerüstet.

Weitere Branchennews

  • Die Hamburger Secondhand-Onlineplattform Rebelle ist erst Ende Februar an die Börse gegangen – und könnte nun schon bald wieder von der Börse genommen werden. Denn der litauische Secondhand-Spezialist Vinted (früher als „Kleiderkreisel“ bekannt) will Rebelle übernehmen und rund 30 Millionen Euro dafür auf den Tisch legen.
  • Der chinesische Fast-Fashion-Onlinehändler Shein baut ein Team in Europa auf, um Lobbyarbeit zu leisten und Marken näher zu kommen, berichtet der spanische Fachdienst Modea. Das Unternehmen hat den Spanier Jacobo García Miña, der zuvor für Inditex, Burberry und Salesforce arbeitete, als Director of Business Development für den europäischen Markt mit Sitz in Dublin eingestellt. Der Manager soll für Shein in Europa u.a. auch nach Sponsoring-Möglichkeiten suchen sowie neue Kanäle und neue „Business Opportunities“ aufspüren.
  • Das Ex-GLORE50-Mitglied Home24 hat ein neues Treueprogramm namens HomeClub gestartet, dass sich auch auf den im Winter zugekauften Einrichtungsfilialisten Butlers erstreckt. Zum Auftakt gab es ein Rabatt-Event mit 40 Prozent auf alles von Butlers, aber auch im Webshop winken Vergünstigungen für Club-Mitglieder.
  • Der niederländische Lebensmittel-Lieferdienst Picnic kommt mit seiner Deutschlandexpansion voran und hat nach einem Immobilien-Deal in Berlin nun auch ein passendes Lager in Hamburg gefunden. In der Gewerbe- und Logistikimmobilie Mach2 des Projektentwicklers Four Parx wird Picnic auf einer Fläche von rund 15.000 Quadratmetern einziehen.

    LANGZEITBETRACHTUNG & AUSBLICK

    Mit einem durchschnittlichen Kursplus (CAGR) von 2,5% pro Jahr seit Fonds-Auflegung stehen die GLORE50 zwar wieder etwas höher als beim CAGR von 1,65% vom Juni. Doch das liegt immer noch unter unseren Erwartungen für die Langzeitbetrachtung, denn auf lange Sicht halten wir einen Korridor von 15 bis 20% realistisch.

    Hier die aktuelle Projektion:

    GLORE50 Langfristprojektion Juli 2022

    Wie es jetzt weitergeht und wie schnell es für den Online-Handel wieder aufwärts geht, hängt vor allem davon ab, wie stark die Konsumflaute und die Preissteigerungen den Online-Handel treffen(„Onliner kommen auch diesmal besser durch die Krise, sagt der bevh“).

    Im Grunde sind zwei Szenarien denkbar (aus unserem gesonderten Beitrag „Wann geht es für den Onlinehandel wieder aufwärts?“)

    • Die Auswirkungen halten sich im Rahmen. Dann kann der Online-Handel im zweiten Halbjahr gute Wachstumsraten ausweisen und auch an der Börse entsprechend schnell profitieren.
    • Die Auswirkungen sind einschneidender. Dann dürften weitere Prognosesenkungen die Folge sein und die Lust der Anleger in nächster Zeit noch eher gedämpft sein.

      Unabhängig davon wird vieles vom Weihnachtsgeschäft abhängen. Läuft das gut, ist die nächste Positivspirale vorprogrammiert. An sich ist aber davon auszugehen, dass es auch diesmal wieder zwei Jahre braucht, bis der Schock komplett verarbeitet ist.
      Die Branche bleibt also bis auf weiteres im Ausnahmezustand.

      Hörtipps

      About You und Zalando gehen sehr unterschiedlich mit den aktuellen Marktentwicklungen um. In den Exchanges #305 schauen sich Jochen Krisch und Marcel Weiß die unterschiedlichen Herangehensweisen an: Während sich About You bei aller Vorsicht weiter angriffslustig gibt, stellt sich Zalando auf das Schlimmste ein. Hier anhören.

      Regelmäßige updates zu den glore50

      Wenn Sie die Entwicklungen zu den GLORE50 nicht nur monatlich verfolgen möchten, sondern häufiger: Tägliche Updates und Anmerkungen gibt es auf Instagram bei den GLORE Days sowie regelmäßig bei Exciting Commerce.

      Mit herzlichen Grüßen

      Jochen Krisch & Sven Rittau
      Redaktionelle Mitarbeit: Florian Treiß

      Über die #glore50

      Die GLORE50 basieren auf dem Global Online Retail Fonds, der am 1. Oktober 2015 auf unsere Initiative hin als bewusst breit gestreuter Branchenfonds für den globalen Online-Handel an den Start gegangen ist. Wir stehen ihm seitdem beratend zur Seite mit Analysen und Einschätzungen, was die Zusammensetzung sowie die Auswahl und Gewichtung relevanter Unternehmen angeht.

      Hinweis zum Global Online Retail Fonds

      Wir haben den GLORE50 Index, kurz für Global Online Retail Fonds, 2015 mit Unterstützung der E-Commerce-Branche als offenen Branchenfonds für alle initiiert, so dass jeder am Wachstum der Branche partizipieren kann. Unser Fonds-Modell „Von Experten für Experten für Alle“ arbeitet so kostenschonend wie möglich und verzichtet bewusst auf Ausgabeaufschläge, sodass ein An- und Verkauf jederzeit problemlos möglich ist. Gestartet mit 2,5 Millionen Euro, beträgt das Fondsvermögen aktuell 21 Millionen Euro (Stand: 31. Mai 2022).

      Wie investiere ich in den Global Online Retail Fonds?

      Der Global Online Retail Fonds hat die Wertpapierkennnummer A14N91, die Sie zunächst über den Broker bzw. die Bank Ihrer Wahl suchen müssen. Anschließend wählen Sie die gewünschte Anlagesumme aus und geben den Kauf frei. Bei ausgewählten Banken und Brokern können Sie auch einen monatlichen Sparplan auf den Global Online Retail Fonds einrichten.

      DISCLAIMER: Die Einordnungen im GLORE50 Monthly haben lediglich Informationscharakter und sind nicht als Anlageempfehlungen zu verstehen. Wer sich an der Börse engagiert, sollte sich neben den Chancen stets auch der Risiken bewusst sein.